Auftraggeber: privat
Ort: Leiferde (D)
Zeitraum: 2015-2017
Das Bauvorhaben Hof 33 entstand aus dem Wunsch, die zu einem aufgegebenen Hof in Leiferde gehörenden Wirtschafts- und Wohngebäude mit einem Gesamtkonzept zukunftsfähig aufzustellen. Die beiden Stallgebäude im Nordwesten und Süden sollen zu Wohngebäuden umgebaut werden, bzw. Neubauten weichen, der alte Wirtschaftshof im Süden soll zentraler, gemeinschaftlicher Freiraum für die Bewohner werden.
Erster Baustein in der Umsetzung des Gesamtkonzepts ist der Umbau des großen Kuhstalls im Norden. Das Erdgeschoss mit den Lagerräumen wurde nur in kleinen Bereichen angepasst um die notwendige Erschließung für das Obergeschoss herzustellen und den Anforderungen an die Gebäudetechnik gerecht zu werden. Das hölzerne Obergeschoss wurde vollständig rückgebaut und durch einen Wohnbau mit drei Wohnungen wieder neu hergestellt.
Das Gebäude stellt einen modernen Klecks im sonst zwar alten, aber in den letzten Jahrzehnten belanglos überformten Ortskern von Leiferde dar. Auf Basis der Gebäudekontur des Kuhstalls wurde eine neue Gebäudekubatur entwickelt. Jeder Wohnung wurde eine Dachterrasse in die Kubatur eingeschnitten, ein aufgesetztes Oberlicht, welches über fast die gesamte Länge des Gebäudes reicht, schafft Belichtung und Belüftung für das sehr tiefe Gebäude.
Die Fassade aus Eternittafeln im wilden Verband kontrastiert mit Fassadenteilen aus Lerchenholz-Rhombusprofilen. Der Kontrast dieser beiden Materialien ist das bestimmende Element der Fassade, das sich auch auf untergeordnete Fassadenteile auswirkt – Regenrinnen und -Fallrohre werden hinter der Fassade integriert, Laibungen und Fensterbänke handwerklich aus Eternittafeln hergestellt.
Im Inneren wurde viel Wert darauf gelegt, den nach außen introvertiert wirkenden Bau nach außen zu öffnen. Die Wohnräume werden stets aus Osten, Süden und Westen gleichzeitig belichtet – die Dachterrasse ist prägender Bezug für den Wohnraum – die Höhe der Wohnräume wurde bis in die oberste Spitze des Oberlichtes auf 4,5m Höhe gezogen. So entsteht in den Räumen eine heitere, durch Licht, Luft und Außenraumbezug geprägte Atmosphäre.
Als Baustoffe wurden nach heutigen technischen Maßstäben das weitest mögliche Maß an Verzicht auf petrochemische Baustoffe angestrebt und weitestgehend erreicht. Ausgenommen die Fenster und einzelne Klebebänder besteht das Gebäude ausschließlich aus recycling-fähigen oder recycelten Baustoffen. Neue Klinkerflächen wurden mit Abbruch-Klinkern hergestellt, als Dämmstoff wurde ausschließlich Zellulose aus Recycling-Papier verwendet. Holz ist als Baustoff innen wie außen stets präsent und bestimmt die klimatische und atmosphärische Qualität des Gebäudes.
Die Gebäudetechnik ist in ein Gesamtkonzept für den Hof mit allen Gebäuden integriert. Alle Gebäude -ausgenommen das elterliche Wohnhaus – werden sukzessive an eine zentrale Nahwärmeversorgung im Kuhstall angeschlossen, die zuerst mit Gas betrieben wird, aber einen flexiblen Umbau zu nachhaltigen Energieträgern zulässt. Trotz Reduktion auf eine einfache Lösung mit einer Gas-Zentralheizung wurde eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut, womit das Gebäude auch die neueste EnEV unterbietet.
Auf einen technischen sommerlichen Hitzeschutz konnte dank logischer Anordnung der Räume und Fenster verzichtet werden. Einzig notwendiger Sonnenschutz sind manuell bedienbare Sonnensegel vor den großen Fenstern der Dachterrassen.
Ein Gedanke zu “Hof 33 – Leiferde”
Die Kommentarfunktion ist geschlossen.