Haus P – Heiligendorf

Ort: Heiligendorf (Wolfsburg)

Zeitraum: 2016-2017

Bauherr: Joachim Pröttel

Das in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Kleinbauernhaus zwischen größeren Höfen errichtete Wohngebäude wurde über die letzten anderthalb Jahrhunderte deutlich überformt und vieler seiner Qualitäten beraubt.
Der nahende Ruhestand des Eigentümers war Anlass, das Gebäude wieder umfassend in Stand zu setzen und barrierefrei umzubauen. Der Grundriss wurde durch eine veränderte Lage der Türen und eine neue, anders gewendelte Treppe geöffnet. Durch den Neuaufbau der Böden wurde der Abbau von Barrieren möglich. Um das Haus optisch noch größer wirken zu lassen und die Belichtung zu verbessern wurden zwei Fenster wieder in an ihre Originalposition versetzt, bzw. wieder geöffnet. Die neuen Türen liegen in axialer Beziehung zu den Fenstern und ermöglichen Blicke durch das gesamte Haus hindurch, wodurch in dem kleinen Haus eine weitläufige Atmosphäre herrscht.

Im Obergeschoss konnte durch die neue Treppenlage in einem ehemaligen Flur ein zweites Bad realisiert werden. Der Grundriss wurde aufgeräumt und es entstanden unterschiedlich proportionierte Räume, die sowohl dem Anspruch des älteren Bauherrn nach einer offenen Weitläufigkeit, als auch dem Wunsch seiner Enkel nach kleinen Räumen entsprechen.

Die Oberflächen wurden von Wandtäfelungen, unsachgemäßen Innendämmungen, etlichen auf einander aufbauenden Bodenschichten befreit und in ihre ursprüngliche Form oder eine neue, der ursprünglichen nahekommenden Form überführt. Deckenhöhen von teilweise lediglich 1,85m wurden um 30cm erhöht, die Räume trotz neuer Innendämmung optisch und geometrisch deutlich vergrößert. Die Oberflächen wurden mit größtem Anspruch an Langlebigkeit Ökologie und Bauhygiene erstellt. Neben Lehm, Holz in verschiedenen Varianten, Kalk, Naturziegel und Keramik, ist der geschliffene Gussasphalt das einzige nicht bauzeitliche Material. Der Gussasphalt ersetzt einen, unter mehreren Schichten wertlosen Bodenaufbaus leider nicht als reparabel einzustufenden, Terrazzoboden.

In das Zentrum des Gebäudes tritt eine neue Treppe. Durch die Änderung des Grundrisses konnte ein großes Treppenloch geschaffen werden, welches die beiden Räume im EG und OG zu einem zusammenfasst und das Gebäude visuell und kommunikativ stärker zu einer Einheit zusammenbindet. Die Treppe wurde als Einzelstück aus massiver Eiche handwerklich meisterlich gefertigt und in die komplexe Geometrie des Raumes eingepasst. Optisch verbindet sie die durchgehend weißen Oberflächen der Wände mit den Eichenholzböden im Obergeschoss und schwebt so vom Obergeschoss elegant herunter.

Mehrere Fensteröffnungen, welche in der Nachkriegszeit vermauert oder versetzt wurden, wurden wiederhergestellt. Die Fenster wurden Detailgereu nach einem erhaltenen Fenster nachgebaut und in einer zum restlichen Gebäude komplementären, in der Ursprungszeit der Fassade des Gebäudes modernen und in der Gegend häufig auftretenden, Farbe gestrichen.

Gussasphalt ersetzt einen, unter mehreren Schichten wertlosen Bodenaufbaus leider nicht als reparabel einzustufenden, Terrazzoboden. Er liegt in den Bereichen, die hoher Beanspruchung unterliegen, wie Diele, Küche und Bad. In den übrigen Räumen wurden massive Eichendielen auf einer Rauhspundschalung verlegt. Unter beiden Bodenoberflächen liegt eine Schüttung aus Glasschaumschotter und darüber entweder eine Dämmschüttung aus Perlite oder eine verrottungsfeste Dämmplatte. Dieser Aufbau garantiert einen guten Wärmeschutz und einen Schutz vor Bodenfeuchte, der mit heutigen Mitteln nicht hätte hergestellt werden können. Teilweise wurden vorgefundene Bauteile, wie Buchenbalken die einstmals auf einem Stützenraster ruhten, direkt als Unterkonstruktion der Rauspundschalung wiederverwendet.

Die Baukonstruktionen und Oberflächen wurden mit größtem Anspruch an Langlebigkeit, Ökologie und Bauhygiene erstellt. Neben Lehm, Holz in verschiedenen Varianten, Kalk, Naturziegel und Keramik, ist der geschliffene Gussasphalt das einzige nicht bauzeitliche Material. Die Außenwände wurden teils mit einer Innendämmung aus Holzfaserdämmplatten und einem Kalkputz erstellt. In Bereichen mit hoher Luftfeuchte und bei besonders schiefen Wänden wurden Lehmstampfwände in einer verlorenen Schalung gebaut und mit Kalkputz geputzt.